legal errorist
To take apart this stubborn unit of man who is always in danger of crashing and to lay bare its hidden ingredients is already a moving pleasure. It’s even more fun to rid this presentation body of its own presence, its integrity and its identity in order to create a challenge both physical and logistical. What is left is an alien in danger of becoming addicted. A body junkie. A genuine foreign body which in its moments of inertia and confusion changes from one program to the next, or indeed not.
photos: c. haring, m. mattuschka
The idle body retains a certain volume and rests, seemingly without a function. Yet in the deep recess of this mass a change from one control unit to the next is being secretly prepared. This body still moves along while perfect little machines would already smoke and grind. Today’s errors will be the programs of tomorrow. She stands there transfixed, offering herself in refusal like a comic book character. No, I will not sing a song for you! But then a melody crawls out of her throat for yet another error has sneaked in and activated the next best program. For the right toe does not know what the left corner of the mouth is doing. Nevertheless, every single being present is being properly instructed, to be safe, even though this body junkie doesn’t know exactly how many living souls one square meter can contain.
A choreography from the laboratory “Diese Körper, diese Spielverderber”.
Maastricht, Netherlands
Bordeaux, FR
Bordeaux, FR
Festspielhaus St Pölten, Austria, AT
OHO Oberwart, Austria
Murska Sobota, Slovenia
CCL Linz, AT
CCL Linz, AT
Republic Salzburg, Austria
Republic Salzburg, Austria
die theater / Künstlerhaus, Vienna, AT
die theater / Künstlerhaus, Vienna, AT
dates
Choreography: Chris Haring
Dance: Stephanie Cumming
Sound: Glim (Andreas Berger)
Video: Oliver Bokan
Production Management: Maria Derntl
Film: Mara Mattuschka
credits
tanz.at, 25.06.2007
/ Ditta Rudle, Alexandra Fuchs
Nach den beiden Tanzstücken für junge TänzerInnen von Liz King am Freitag beschäftigten sich die Tänzerinnen Stephanie Cumming und Anna Tenta am Abschlussabend (23. Juni) mit der Veränderung und möglichen Auflösung der Identität.
Stephanie Cumming, Startänzerin in Chris Harings Kompanie Liquid Loft, ist der Körper in dem 2004 entstandenem Stück “Legal Errorist“. Im schwarzen Bikini zerlegt sie mit Witz und Akribie ihren Körper in seine Teile. Die Bauchdecke wölbt sich, als hauste darunter ein fremdes Wesen, die Arme sind wie bei einer Gliederpuppe zum Abmontieren bereit, die Hände, die Beine, ja die Augenlieder – jeder Teil des Frauenkörpers wird zu einem Rädchen in der Maschine Mensch. Macht die Maschinistin (Erroristin), umgeben von Lauten und Geräuschen, im verzweifelt plappernden und fragenden Gespräch mit sich selbst, einen Fehler, kommt der Helfer, startet das Räderwerk neu. Der Schatten macht sich (als Video von Oliver Bokan) selbstständig, der Körper ist leer, der Mensch nur noch ein Irrtum. Harings intelligent-witzige Choreografie lebt von Stephanie Cummings Körperbeherrschung, ihrer Gelenkigkeit und Ausdruckskraft. Im intimen Raum der Hinterbühne des Festspielhauses St. Pölten war dieses Stück aus Harings Archiv besonders wirksam. Inzwischen hat Haring den Körper übrigens wieder zusammengesetzt und lässt ihn posieren. Der 2. Teil seines “Posing Projects – The Art of Seduction“ hat bei ImPulsTanz am 8.8. im Semper Depot Premiere.
ballet-tanz, august, september 2004
Empathie und Errorismus / Helmut Ploebst
[…] Bei “Legal Errorist“, einem Solowerk von Chris Haring für die in Wien lebende kanadische Tänzerin Stephanie Cumming, taucht eine Besucherin aus der Zukunft auf. Cumming spielt eine Art Androiden, der sich aus einem Gliederstapel entfaltet, hochfährt wie ein programmiertes Gerät, erst Geräusche, dann Wörter spuckt. eine eruptive Glossolalie, die sich auf ihre Bewegungen überträgt. Unter ihrer Wellen schlagenden Bauchdecke scheint ein Fremdwesen auf seinen Ausbruch hinzuarbeiten. Der Schatten des Androiden entwickelt ein Eigenleben. Täumen die Tänzerin und ihr Schatten gemeinsam von einem elektrischen Schaf…? Mehrmals gerät die “Erroristin“ ins Stottern, wird neu gestartet. Haring sucht in dieser Arbeit das alte Phantasma einer medialen Virtualität zu entmystifizieren und spielt statt dessen mit der virtuellen Medialität des Körpers in der Liveperformance. Cumming erinnert als Android an die Doppelfigur Fred/Bob Arctor in einem anderen Roman von Dick, “A Scanner Darkly“ (dt. “Der dunkle Schirm“), sie scheint Junkie und Überwacher in einem zu sein. Die Tänzerin ist ein Mensch, der einen Androiden darstellt, der eine Frau spielt, deren Schatten sich temporär von ihr lossagt. Sie tut das mit meisterhaftem Einfühlungsvermögen, und Haring ist mit diesem Stück ein erster beachtlicher Wurf gelungen.
der standard, 14.06.2004
Das Eigenleben des Schattens / Helmut Ploebst
Bei “Legal Errorist” von Chris Haring taucht eine Besucherin aus der Zukunft auf. Die Tänzerin Stephanie Cumming spielt eine Art Replikantin, die sich aus einem Gliederstapel entfaltet, hochfährt wie ein programmiertes Gerät, erst Geräusche, dann Wörter spuckt. Eine eruptive Glossolalie, die sich auf ihre Bewegungen überträgt. Unter ihrer Wellen schlagenden Bauchdecke scheint ein Fremdwesen auf seinen Ausbruch hinzuarbeiten. Der Schatten der Tänzerin entwickelt ein Eigenleben. Sobald die “Erroristin” ins Stottern gerät, wird sie neu gestartet. In dieser Arbeit sucht Haring das alte Phantasma einer medialen Virtualität zu entmystifizieren und spielt stattdessen mit der virtuellen Medialität des Körpers in der Liveperformance. Cummings Replikantin ist wie die Doppelfigur Fred/Bob Arctor in Philip K. Dicks Roman “A Scanner Darkly” Junkie und Überwacher in einem. In dieser Partie erweist sie sich als brillante Tänzerin.
die presse, 04.06.2004
Die Faszination des Mangelhaften / Isabella Wallnöfer
…Zweiter Teil des Abend: Chris Harings “Legal Errorist”, interpretiert von der hervorragenden Stephanie Cumming. Kaum ist Cumming, ein zusammengerollter Klumpen, auf die Bühne getragen und abgelegt wie ein zu schwerer Stein, beginnt es aus ihr, auf sie ein zu raunen, zu reden. Von allen Seiten scheinen sie die Laute zu bedrängen. In einem anschwellenden Stakkato aus Wortfetzen – Rechtfertigungen? Schuldzuweisungen? – scheint sich der Mensch auf der Bühne aufzulösen. Fuchtelnde Körperteile treiben den hysterischen Verbalschwall voran. “What?”, schreit Cumming. Was ist falsch an mir? Irgendetwas stimmt da nicht. Erst nach einiger Zeit bemerkt man, dass sich ihr Schatten selbstständig macht. Langsam kriecht er aus ihr heraus (Video: Oliver Bokan), vollführt seine eigenen Bewegungen, während sich die Tänzerin erschöpft an die Wand lehnt, neben sich steht. Etwas, das zu ihr gehört, ist ausgetreten, fehlt. Ohne diese Lebendigkeit ist der Körper funktionslos. Ein Fehler hat sich eingeschlichen. Error! Harings Choreografie rührt und belustigt. Der Körper-Junkie auf der Bühne ist verletzlich, interessant, tiefgründig, raffiniert. Ein einprägsames Beispiel für die Faszination des Mangelhaften.
die presse, 04.06.2004
The Fascination of the Imperfect / Isabella Wallnöfer
(Translation by Liquid Loft)
The second part of the evening has the brilliant Stephanie Cumming in a solo piece. As soon as she is deposited on stage like a lump, something in her starts to moan and mumble. From all directions the sounds seem to harass her/press on her. In a swelling staccato of word fragments – be it justifications or accusations – the person on stage seems to dissolve. Waving body parts drive the flood of words.
“What?”, screams Cumming. What’s wrong with me? Something’s wrong here. Only after some time can it be noticed that her shadow becomes independent. Slowly it crawls out of her (Video: Oliver Bokan), performs its own movements, while the dancer – exhausted – is leaning against the wall, literally standing beside herself. Something that belonged to her has resigned and lost. Without this vitality the body has no function. An error has sneaked into the system. Error! Chris Haring’s choreography is touching and amusing. The body-junkie on stage is vulnerable, interesting, deep and refined. An impressive example for the fascination of the flawed.