SOIRÉE DANSANTE im Salon Gudrun
Liquid Loft & PHACE
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SOIRÉE DANSANTE
16./ 17./ 18. Dezember 2024
18:00 – 21:00
Durational performance
im Salon Gudrun
Voranmeldung empfohlen!
Aufgrund der beschränkten Publikumskapazitäten in den Räumlichkeiten bitten wir um Bekanntgabe von Datum und Uhrzeit Ihres/ deines Besuchs unter: info@liquidloft.at
Liquid Loft & PHACE geben sich die Ehre, zu einer Soirée dansante in die Räumlichkeiten des Salon Gudrun in der Wiener Laxenburgerstraße, Ecke Gudrunstraße, einzuladen. Inspiriert vom ehemaligen Grand Etablissement der Vorstadt wird ein installativer Ballabend, vom Publikum frei begehbar, zu erleben sein – verteilt auf mehrere Räume und drei Stunden Laufzeit. Der Ballsaal ist hier ein Container, in dem die Décadence und die Verwerfungen des 19. und 20. Jahrhunderts wie in einer Doppelbelichtung aufblitzen, in dem der dekonstruierte Wiener Walzer kein Paartanz mehr ist, die utopische Energie von Schub und Drehung dennoch unübersehbar in sich birgt. Eine Valse capricieuse entsteht, die auch als Auftakt eines größeren seriellen Projekts zu verstehen ist – als Vorstudie zu Performances, die Liquid Loft, erneut in Zusammenarbeit mit PHACE, für das Festjahr Johann Strauss 2025 realisieren wird.
Location: Salon Gudrun
Laxenburgerstraße 28-30/ Ecke Gudrunstraße, 1100 Wien
14A oder U1 Keplerplatz
Man sollte sich, wenn eine der Phantasmagorie zugeneigte Truppe wie Liquid Loft und das Neue-Musik-Ensemble PHACE gemeinsam ans Werk gehen, um die bald zweieinhalb Jahrhunderte alte Kulturform des Walzers weiterzudenken, keine der handelsüblichen Sentimentalitäten, keine wohlfeilen Retro-Gesten und keine fidelen Dreivierteltaktiken erwarten. Als installative Kunst- und Klangarbeit setzt die im Salon Gudrun nun anberaumte Soirée dansante eher auf reflexive Verlangsamung als auf sinnliche Beschleunigung.
Der Begriff des „Gesellschaftstanzes“, der dem Walzer anhaftet, wird in diesem Zusammenhang unerwartet produktiv, denn die sozialen – und damit politischen – Aspekte scheinbarer Unterhaltungs- und Vergnügungstechniken sind hier von hervorgehobener Bedeutung: Es geht in den dunklen Szenenfolgen dieser Soirée um Autoritäts- und Klassenverhältnisse, um eine assoziative Analyse der von Michel Foucault ausgerufenen „Mikrophysik der Macht“, des unseligen Zusammenspiels alltäglicher, auf Subjekt und Körper wirkender Zug- und Druckkräfte. Man bespielt eine Galerie der Wunsch- und Angstbilder, anschließend einen Ballsaal der Sinnestäuschung: In den Bildräumen dieses Abends wird eine Reihe von Wahrnehmungsexperimenten vollzogen. Die Bilder kippen, in aller Ruhe, von ihren mysteriösen Soundtracks nicht so sehr begleitet, als vielmehr kühl seziert. Die Kunstsparten greifen indes ineinander, mischen sich im Sog einer Choreografie und Kino, Skulpturales, Malerisches und Musikalisches planvoll durcheinander wirbelnden Inszenierung.
Immer wieder erstarren die Tänzerinnen und Tänzer, jede und jeder für sich (und Gott gegen alle), im Licht einsamer Spots und oft bestrahlt von exquisit-trivialen Projektionen zu stand-alones, zu freistehenden – besser vielleicht: unfrei stehenden – Körperschaubildern, die Gesichter unvermittelt in maskenhafte Porträts verwandelt.
Die Entrückung ist eine Grundlage dieser Arbeit, emotional und formal: Dem Übertritt von einer Sphäre in die jeweils übernächste wohnt etwas Gespenstisches inne, aber der Staffellauf der Geschichte, der Sprint durch die beiden vergangenen Jahrhunderte, der auch von der Walzerzerstreuung bis zur Massenvernichtung führt, sorgt für die Dauermobilisierung der in Schwarz und Weiß und grobem Korn, in den Endlosschleifen der frühen Kinematografie bewahrten Phantome. Insofern ist die Soirée dansante auch eine Übung in metamorphischer Geisterbeschwörung, ein Akt der angewandten Verwandlungskunst. Im Befremdlichen sind wir daheim: im Unheimlichen, das – siehe Freud – länger schon als Destillat aus Vertrautem und Verdrängtem, aus dem Anheimelnd-Heimeligen und dem Heimlichen, verborgen Gehaltenen gelten darf.
So ist diese musikalische Performance auch als existenzielles Stück zu lesen, das davon berichtet, wie mit dem Walzer – links, Mitte, rechts – und also mit der Walze, mit Verve und Rotation, mit Wirbel und Wiederholungszwang reiner Tisch gemacht wird, wie da alles abgeräumt, ruiniert oder eben, je nach Perspektive, ein Befreiungsschlag durchgeführt wurde (und wird), der bereit machte für Neues. Und da sind sie wieder, die alten Zug- und Druckkräfte: der Sog, die Drift, die Unterströmung, die ins Dunkle, unaufhaltsam abwärts zieht. Die Form, die eine solche Subgeschichte annehmen muss, ist feinnervig, notgedrungen verletzbar. Was wären kontemporäre Wahrnehmungsexperimente ohne Risse in der Oberfläche? Undenkbar. Die Zeit ist brüchig, ihre Kunst ist es auch. (Stefan Grissemann)
Salon Gudrun
Salon Gudrun
Salon Gudrun
dates
Ackermann Petra, Viola
Alcaraz Clemente Manuel, Schlagwerk
Baio Luke, Tanz/ Choreografie
Berger Andreas, Komposition/ Soundkonzept
Diaz Valentina, Social Media
Dong Uk Kim, Tanz/ Choreografie
Fuchs Reinhard, Künstlerische Leitung Phace
Grissemann Stefan, Text
Haring Chris, Künstlerische Leitung/ Choreografie
Harrer Roman, Stage Management
Herterich Verena, Tanz/ Choreografie
Jelinek Thomas, Licht Design/ Scenografie
Lehner Cornelia, Companie Management
Loizenbauer Michael, Video
Meves Katharina, Tanz/ Choreografie
Murillo Dante, Tanz/ Choreografie
Nicoletti Doris, Flöte
Nowak Anna Maria, Tanz/ Choreografie
O’Mara Breanna, Tanz/ Choreografie
Obmann Stefan, Posaune
Ölz Maximilian, Kontrabass/ Gitarre
Röhrle Stefan, Kostüme
Schueler Roland, Cello
Thaler Judith, Produktion
Timbrell Hannah, Tanz/ Choreografie